Rheine | Historischer Marktplatz
Historischer, denkmalgeschützter Stadtkern
Der Marktplatz von Rheine ist in Verbindung mit der spätgotischen St. Dionysius Kirche das historische Herzstück der Stadt. Die Kirche bäumt sich hinter dem Marktplatz auf und stellt eine weithin sichtbare Landmarke dar. Gleichzeitig setzt sich diese nicht prominent in Szene, sondern verharrt in Ruhe hinter den Gebäuden und bietet einen malerischen Hintergrund für den Marktplatz. Daraus lässt sich auch die ungewöhnliche und einzigartige Grundform des Platzes zusammen mit der historisch gewachsenen Struktur erklären. Der Rheiner Marktplatz steht für sich selbst und ist nicht der Kirche untergeordnet.
Heterogene Platzwände bilden auch am Abend eine Einheit
Sogleich der Platz eine Einheit bildet, so heterogen sind dessen Platzwände. Die Fassaden der einzelnen Häuser bestechen durch eigene Formsprache und Materialitäten. So gibt es vorrangig viele Giebelfassade, die flächig agieren, aber auch einige Fassaden, die diesen Rhythmus brechen. Die Herausforderung des Lichtdesigns war es, den Platz im abendlichen Ambiente als Einheit darzustellen, aber dennoch die einzelnen Fassaden mit Ihren architektonischen Details zu differenzieren.
Um den Platz ganzheitlich zu verstehen, wurden die bereits städtisch geplante Stelenbeleuchtung in engem Austausch mit dem örtlichen, technischen Versorger abgewandelt. Statt einer rein horizontalen Beleuchtung des Platzes wurden integrierte Fassadenstrahler hinzu geplant, um eine Grundaufhellung der Platzwände zu erreichen. Diese Strahler lassen sich separat von der öffentlichen Beleuchtungskomponente für die normgerechte Ausleuchtung schalten.
Mit der direkt an der Fassade installierten Beleuchtung werden die architektonischen Details der einzelnen Fassaden hervorgehoben. In Kombination mit der allgemeinen Fassadenaufhellung aus den Stelen entsteht so ein elegantes Zusammenspiel aus flächigem Licht, das die Fassade sichtbar macht und akzentuierendem Licht, welches architektonische Feinheiten sanft unterstreicht. Für diese feine Untermalung wurde besonders darauf geachtet, dass sich trotz aller Unterschiedlichkeiten der Fassaden ein einheitliches Bild ergibt. Dazu wurden zumeist nur die oberen Abschlüsse der Fassaden unterstrichen, um einen thematischen Zusammenhang von Gebäude zu Gebäude herzustellen. Diese Akzentuierungen sind kleinteilig gehalten, um die ornamenthaften Fassaden nicht glatt zu ziehen. Die Beleuchtung an den Fassaden erfolgt über ein einheitliches Leuchtenprodukt. Mit einer Sonderlichtfarbe, die etwa bei 2500K liegt, werden alle Fassaden mit derselben Farbtemperatur beleuchtet. Besonders ist auch der bewusste Einsatz einer gänzlich diffusen Abstrahlcharakteristik. Durch diese Wahl werden die Fassadendetails besonders sanft akzentuiert, der Lichtschatten streift weich entlang der Fassade und verläuft sich in der flächigen Beleuchtung aus den Stelenstrahlern. Durch dieses Weichzeichnen entstehen keine harten Schlagschatten, sondern weiche Übergänge von Detail- zu Fülllicht. Zusammen mit der historischen Note entsteht am Abend eine fast schon romantische Atmosphäre auf dem kleinen Marktplatz in Rheine.
Eine Vielzahl an unterschiedlichen Eigentümern
Nicht nur die Fassaden waren in diesem Projekt sehr unterschiedlich, sondern auch die Eigentümer der Gebäude. Zu den 12 Fassaden gehörten 9 Eigentümer. Die größte Herausforderung des Projektes war es, mit den Eigentümern eine gemeinsame Linie, in einem geeigneten Kostenrahmen zu finden. Die Koordination und Vermittlung einzelner Wünsche benötigte ein Höchstmaß an Kommunikation und kollektiver Abstimmung. In mehreren Planungsrunden und Bemusterung wurde ein gemeinsamer Entwurf entwickelt und verwirklicht.
Enge Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und weiteren Projektbeteiligten
Auch die Auseinandersetzungen mit der Denkmalschutzbehörde waren von intensiven und engen Abstimmungen geprägt. An einigen Stellen mussten Änderungen vorgenommen werden oder Fassadenbeleuchtung zusammen mit den jeweiligen Eigentümern neu entworfen werden. Auch technische Detailfragen zur Anbringung der Leuchten an den Fassaden und zur Kabelverlegung wurden intensiv diskutiert und gemeinsam mit den örtlichen Behörden abgestimmt. Durch diesen Prozess entstanden Montagekonstruktionen der Leuchten, die minimal-invasiv in die denkmalgeschützten Fassaden eingreifen, ohne deren historische Substanz zu gefährden.
Nicht nur mit dem Denkmalschutz wurde im Projektverlauf kommuniziert, sondern auch mit dem städtischen Planungsamt, den Stadtwerken und dem örtlichen Wirtschaftsförderungsverein, der die Rolle des Projektentwicklers und Katalysators innehatte. Trotz durchgehender Kommunikation auf allen Ebenen und mit verschiedensten Projektbeteiligten ist es Studio DL gelungen, in gemeinsamer Abstimmung ein einheitliches Beleuchtungskonzept aufzustellen und bis zur Realisierung aufrechtzuhalten. Durch diesen Erfolg erstrahlt der historische Kern der Stadt Rheine am Abend wieder im neuen Glanz, wirkt vitalisiert und zieht die Menschen wieder an.
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#Projektstand: realisiert
#Projektbeteiligte: Eigentümergemeinschaft IGS Rheine, EWG Rheine, Studio DL
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Bilder: Henning Stauch